J. D. Salinger 1945 als Soldat der 4th Infrantry Devision - Bildnachweis: © AP/The Story Factory, Paul Fitzgerald
Eberhard Alsen: J. D. Salinger and the Nazis (Englisch) Gebundene Ausgabe – 30. Mai 2018
J. D. Salinger, der weltberühmte US-amerikanischer Schriftsteller, der durch eine Reihe von Kurzgeschichten und seinen 1951 erschienenen Roman „Der Fänger im Roggen” weltbekannt wurde, besuchte vermutlich am 28. April 1945, kurz nach der Befreiung durch die Alliierten Streitkräfte, dem 27. April 1945, das Konzentrationslager Kaufering IV.[1] Dieses ist das Ergebnis jahrelanger Forschung des renommierten Geschichtsprofessor und Salinger Biograph Prof. Eberhard Alsen. In Zusammenarbeit mit Anton Posset hat Prof. Alsen dieses Ergebnis nun in seinem Buch „J.D. Salinger and the Nazis“ veröffentlicht.[2] Die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Prof. Alsen und Anton Posset begann bereits im Jahr 2006. Prof. Alsen besuchte wiederholt den KZ-Kommando-Komplex Kaufering und ordnete die historischen Ereignisse von Kaufering IV dem Leben von J. D. Salinger zu. Diese Ergebnisse mündeten bereits im Jahr 2013 in dem Film von Shane Salerno „Salinger“.[3] Hierfür wurde Anton Posset vor Ort in Hurlach zu den Umständen der Befreiung interviewt, und sein Wissen fand Eingang in den Film.
Filmausschnitt aus den Film "Salinger" (38:09 - 41:00) über J. D. Salinger im KZ Kaufeirng IV
J. D. Salinger war in seinem militärischen Dienst der 4th Infantry Division zugeordnet. Diese Einheit befand sich am 27. April 1945 in der Nähe der amerkanisch/fränzösischen Befreier des Konzentrationslagers Kaufering IV, der 12th Armored Divison.[4] Die schrecklichen Ereignisse, die die Soldaten der 12th Armoured Divison in Hurlach vorfanden, veranlasste die US Armee weitere Einheiten in Richtung Landsberg zu schicken. Sie hatten gehört dass es noch weitere Konzentrationslager in der Umgebung gab. Durch das Aussenden von weiteren Truppen sollte eine Eskalation der Situation vor Ort vermieden werden. Unter anderem wurde die Einheit von J. D. Salinger in Richtung Landsberg geschickt. Außerdem beschloss US-Oberst Seiler, dass Landsberger Bürger sich die Situation im Lager ansehen müssen. Dies wurde in einem 7-minütigen Film von den Befreiern festgehalten. Dieser Film wurde von einem Befreier 1991 an Anton Posset für die Erinnerungsarbeit übergeben und war, neben den gesammelten Bildern und Zeitzeugenberichten, eine wichtige Basis für das Produktionsteam für den Film „Band of Brothers“ von Steven Spielberg und Tom Hanks im Jahr 2000.
J. D. Salinger äußerte sich nie öffentlich zu den Ereignissen die er in der Zeit dort erlebt hat. Durch die Erinnerungsarbeit sowie dem gesammelten historischen Dokumenten und den Veröffentlichungen des ehemaligen Vorsitzenden Anton Posset [5][6] wurde dem Historiker Prof. Alsen später schnell bewusst, dass J. D. Salinger das KZ Lager Kaufering IV besucht haben muss, da es sich um ein Lager handelte bei dem die nicht gehfähigen Insassen vor dem Heranrücken der alliierten Streitkraft bei lebendigen Leib verbrannt wurden.[7] Dabei handelte es sich um das einzige befreite Konzentrationslager dass ein solches Vorgehen widerfahren ist. All dies auf Anweisung des Lagerarztes Max Blanke, der wenige Stunden später mit seiner Frau gemeinsam in Hurlach Selbstmord begangen hat. Was J. D. Salinger im April 1945 kurz nach der Befreiung des Lagers beobachten konnte hat, wie bei vielen der amerikanischen/französischen Befreier, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Seine Tochter, Margaret Salinger, veröffentlichte im Jahr 2000 das Zitat von J. D. Salinger:[8]
“You never really get the smell of burning flesh out of your nose entirely, no matter how long you live” - “Du bekommst nie wirklich den Geruch von brennendem Fleisch aus deiner Nase, egal wie lange du lebst”
Nach dem Krieg war Salinger wegen eines „front shock“ eine Zeit lang in psychotherapeutischer Behandlung.
Dieser „front shock“ konnte später bei vielen der Befreier in unterschiedlicher Ausprägung beobachtet werden. Alle Befreier mussten mit den Bildern, Gerüchen und Umständen die sie erlebten für den Rest ihres Lebens fertig werden. Ein Befreier berichtete, dass er bei den Bildern von „Schindler´s Liste“ den Geruch von verbranntem Fleisch in der Nase hatte. Einige Befreier wollten nicht mehr über die Ereignisse reden, so zum Beispiel Oberst Edward F. Seiller, John P. Jones oder J. D. Salinger, um die Bilder zu vergessen. Andere Befreie, so zum Beispiel Julien Saks, wiederum kamen in regelmäßigen Abständen zurück an den Ort des Verbrechens und/oder berichteten über das Erlebte. Eines ist allerdings bei allen gleich geblieben, die schrecklichen Bilder und Gerüche haben sich in deren Erinnerung eingebrannt.
Anton Posset und Prof. Eberhard Alsen
Quellennachweis:
[1] E. Alsen, J. D. Salinger and the Nazis, 2018, ISBN 0299315703, Seite 83
[2] Buch bei Amazon: E. Alsen - J.D. Salinger and the Nazis
[3] Youtube - Link zum Film "Salinger" von S. Salerno
[4] Artikel von Prof. Alsen aus dem Jahr 2017
[5] Anton Posset: Die Amerikanische Armee entdeckt den Holocaust, Themenheft 2, Bürgervereinigung Landsberg im 20. Jahrhundert: Todesmarsch und Befreiung – Landsberg im April 1945: Das Ende des Holocaust in Bayern, 1993, ISBN 3-9803775-1-2, Seite 35
[6] Anton Posset: Das Ende des Holocaust in Bayern im KZ-Kommando Kaufering IV, Themenheft 2, Bürgervereinigung Landsberg im 20. Jahrhundert: Todesmarsch und Befreiung – Landsberg im April 1945: Das Ende des Holocaust in Bayern, 1993, ISBN 3-9803775-1-2, Seite 20
[7] Orginalfilm - übergeben 1991 von einem Befreier an Anton Posset - der Befreiung von Kaufering IV im Vergleich zu Band of Brothers
[8] M. Salinger, Dream Catcher: A Memoir. New York: Washington Square Press, 2000, ISBN 0-671-04281-5, Seite 55
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