Landsberg
im 20. Jahrhundert
Bürgervereinigung zur Erforschung der Landsberger Zeitgeschichte

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[2] Landsberger Tagblatt 12.04.1995
KZ-Gedenkfeier: Streit verschärft sich noch

2a] Bayerischer Rundfunk Ausschnitt vom 10.04.1995:
Oberst Rolf Korth im Originalton

[3] Landsberger Tagblatt 19.04.1995
"Gedenkfeier: Bonn entscheidet"

[4] Südeutsche Zeitung 21.04.1995
"Oberst brüskiert Widerstandskämpfer"

[5] MDB Michaela Geiger 21.04.1995
"Wem dienen die Scharmützel?

[6] Die Woche 21.04.1995
"Was bitte gibt es da zu gedenken?"

[7] Landsberger Tagblatt 22.04.1995
"Gedenkfeier: Streit ist ausgestanden" - Verteidigungsministerium spricht Machtwort

[8] Südeutsche Zeitung 22.04.1995
"Kehrtwende der Bundeswehr"

[9] Landsberger Tagblatt 29.04.1995
"Bedauerlich und unangebracht" - Verteidigunsministerium rügt Korth-Äußerungen

[10] Landsberger Tagblatt Leserbrief 27.04.1995: "Oberst Korth gilt mein Dank"

Die Affäre Oberst Rolf Korth

Französische Widerstandskämpfer besuchen den Ort ihrer Deportation

Von Michael Strasas

 

"Welcher Tatsache soll ich gedenken?“ Militärisch zackig, wie es seine Art ist, wertet Oberst Rolf Korth, Kommandeur des Lufttransportgeschwaders 61 in Penzing (Oberbayern), am 10. April 1995 im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk das SS-Arbeitslager, das sich auf dem Gelände seines Fliegerhorstes befand: „Es haben eine bestimmte Anzahl von gefangenen Widerstandskämpfern in verhältnismäßig guten Konditionen in einem SS-Gefangenenlager gelebt und hier gearbeitet. Was bitte gibt es da zu gedenken?“
Und dann gewährt der Landsberger Standortälteste einen Einblick in sein militärisches Geschichtsbild und soldatisches Traditionsverständnis: „ Ich denke meinerseits nicht nur an die Gefühle dieser französischen Widerstandskämpfer, sondern auch an die Gefühle beispielsweise deutscher Ehefrauen, deren Männer nicht zurückgekommen sind, weil sie aus dem Hinterhalt von einer Widerstandskugel getroffen worden sind. Widerstandskämpfer sind Partisanen. Partisanen sind nicht Soldaten, die im offenen Kampf unseren Truppen gegenüberstanden. Auch dieses ist zu bedenken. Auch hier gehört Fingerspitzengefühl dahin.“

Fingerspitzengefühl zu beweisen, dazu hätte der Oberst in den davorliegenden Monaten reichlich Gelegenheit gehabt. Seit Oktober 1994 bereits hatte sich die Bürgervereinigung Landsberg im 20. Jahrhundert darum bemüht, gemeinsam mit der Bundeswehr des 50. Jahrestages der Befreiung des KZ auf dem Fliegerhorst in würdiger Form zu gedenken, in das von Juli 1944 bis April 1945 647 Häftlinge, zum Großteil französische Widerstandskämpfer, deportiert wurden. Ehemalige KZ-Häftlinge dieses Lagers aus Frankreich hatten ihren Besuch mit einem Gefolge von 250 Personen angekündigt und als Wünsche geäußert, ihr ehemaliges Lager in der Turnhalle des Fliegerhorstes zu besichtigen, dort eine Gedenktafel anbringen zu dürfen und offiziell von Vertretern der Bundeswehr und des politischen Lebens empfangen zu werden.

Doch die Bundeswehr (in Person des Oberst Rolf Korth und seines Presseoffiziers Major Gibs) schaltete auf stur, versteckte sich hinter Protokollarien, deren zufolge sie keinesfalls als Gastgeber aufzutreten gedenke, und teilte der Bürgervereinigung mit, daß die Veteranen die Halle kurz besuchen und fotografieren dürften. „Einen Empfang für die Besucher haben wir nicht vorgesehen“. Ferner seien die Besucher darauf hinzuweisen, daß ein Auftreten in Form einer Kundgebung innerhalb einer militärischen Anlage nicht zulässig sei.“

Nachdem sich Oberst Korth im Bayerischen Rundfunk derart vergaloppiert hatte, und seine wahren Beweggründe für sein wenig kooperatives Verhalten offenbarte, schaltet sich nach kurzem Schriftwechsel die Hardthöhe ein und ordnete an, der Bürgervereinigung beim Empfang und dem Anbringen einer Gedenktafel Unterstützung zu gewähren. Die Gäste sollten Gelegenheit erhalten, sich zu äußern.

Und so wurde es dann doch noch eine würdevolle Veranstaltung zur Zufriedenheit aller: Als Vertreter der Bundeswehr begrüßte General Hammerstein die Gäste und Oberst Korth befand sich zu einer „taktischen Übung“ im Ausland.

 

 

Würdiges Gedenken: (v.l.n.r.) Anton Posset, die Vizepräsidenten der „Amicale des Anciens de Dachau“, Marcel Miquet und General a.D. Yves des Lauzière

 

 

Gemeinsame Enthüllung der Gedenktafel durch Marcel Miquet und Anton Posset

 

 

 
 

Eintrag ins Besucherbuch im Traditionsraum des Lufttransportgeschwaders 61 in Penzing