Landsberg
im 20. Jahrhundert
Bürgervereinigung zur Erforschung der Landsberger Zeitgeschichte

Gedenkstätte | Historische Tatsachen | Umgang mit der Geschichte | Bürgervereinigung | Publikationen | Aktuelles | Kontakt/Impressum | Links
Wir brauchen euch nicht!
- Ausgrenzung und Feindseligkeiten -

Die Bürgervereinigung war an den Auseinandersetzungen der ersten Jahre gewachsen. Der Mitgliederbestand hatte sich geklärt, und wird nun durch neue Mitglieder ergänzt.  Ein unverbrauchter, starker Vorstand gruppiert sich um den immer noch amtierenden Vorsitzenden. Die erneuten Spaltungsversuche des Stadtoberhauptes werden durchschaut und scheiterten.
In dieser Aufbruchstimmung entstehen von 1992 bis 1996 die „Themenhefte Landsberger Zeitgeschichte“. Umfangreich stellen die Redakteure Manfred Deiler, Anton Posset und Michael Strasas die Forschungsergebnisse zur Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts einer breiten Öffentlichkeit vor und aktuelle Bezüge zur Gegenwart her. Schon ab der zweiten Auflage trägt sich die Publikationsreihe selbst und die weite Verbreitung in den folgenden Jahren bildet den Grundstock zur finanziellen Unabhängigkeit des Vereins.
Einige Stadträte zeigen sich beeindruckt: „Wir sind einhellig der Meinung, daß diese Art der Vergangenheitsaufarbeitung längst überfällig war. Landsberg war nun mal damals keine Stadt wie jede andere.“  Rößle und seine Anhänger dagegen sehen in den Themenheften das „Kampfblatt der Bürgervereinigungen“. Landsbergs Oberbürgermeister fürchtet wieder einmal die Hochstilisierung „zur Hochburg des Nationalsozialismus“ und bedient die alte Floskel „Es war nur Zufall ...“ Es folgen die üblichen anonymen Schmähschriften und Drohanrufe.
In der ersten Hälfte der 90iger Jahre verwirklicht der Bürgervereinigung viele interessante Projekte. Es entsteht eine  fruchtbare Zusammenarbeit mit engagierten Organisationen, Schulen, Verbänden,  Kommunen und Kirchen weit über die Landesgrenzen hinaus.
Überrollt vom sich langsam wandelnden Geschichtsbild in der Bevölkerung paßt die Stadt Landsberg ihre Argumentation der Realität an und Rößle räumt öffentlich ein: „man habe in Landsberg zu lange ein Tabu gemacht über die Geschichte von 1944 bis 1945“. Mit einer Reihe von Veranstaltungen in Volkshochschule und Rathaus soll die Läuterung der Stadt untermauert werden. Gleichzeitig wird die Bürgervereinigung durch Mehrheitsbeschluß von der Mitarbeit in der Volkshochschule ausgeschlossen.
KZ-Überlebende erzählen erstmals in Veranstaltungen der Stadt ihre Lebensgeschichte, lösen Betroffenheit aus und manchem wird bewußt, daß die Darstellungen der Bürgervereinigung  nicht so „unseriös und übertrieben“ sind, wie immer behauptet wird. Bemerkenswert ist, daß keine ehemaligen KZ-Häftlinge, die als Freunde und Förderer des  Vereins gelten, unter den Vortragenden sind.
Es ist gerade so als hätte die Stadt als neue Losung ausgegeben: wir können das schon alleine – wir brauchen keine Bürgervereinigung. Anfragen bei der Stadt nach Bürgervereinigung, Themenheften oder KZ-Gedenkstätte laufen immer öfter ins Leere. Schon längst strafen Oberbürgermeister und seine Anhänger Gedenkfeiern und Veranstaltungen des Vereins durch demonstrative Abwesenheit. Sogar befreundete Stadträte und Funktionsträger sind dort immer seltener präsent, sie fürchten Repressionen. Brisante Informationen werden nur noch „inoffiziell“ und  vertraulich weitergegeben.